Projekt Beschreibung
Käthe, meine Mutter
Buchbesprechung, Arbeitsgemeinschaft Frauenseelsorge Bayern, 7/2001
“Mütter und Töchter und ihre Beziehungen sind seit den Veröffentlichungen der Mailänder Philosophinnen, v.a. Luisa Muraro, mehr in das Gesichtsfeld von Frauen gekommen. Der Affidamento-Ansatz – sich auf Frauen zu beziehen, um als Frau zu sich selbst zu finden – fördert ein anderes Mutter-denken.
In den Rahmen dieses Ansatzes stelle ich dieses Buch. Marianne Krüll begibt sich hier auf die Spurensuche nach ihrer Mutter – nach der Frau, die sie war, bevor sie ihre Mutter wurde, und nach der Frau, die sie vielleicht nie kennen lernte, weil sie – wie wir alle – zuerst die Mutter in ihr sah und diese stets in Beziehung zu sich selbst setzte. Ich denke, dieses Buch ist eine Auseinandersetzung mit Frigga Haugs Erinnerungsarbeit vorausgegangen: ‚Ich wollte beim Schreiben nicht so tun, als könnte ich die Geschichte meiner Mutter ‚objektiv’ erzählen, sondern es blieb mir immer bewusst, dass ich als Tochter mit meiner eigenen subjektiven Sicht ihr Leben betrachtete, dass es sich letztlich also um meine eigene Geschichte handelt.’ … Ihr Buch endet mit den Worten: ‚Ich bin mit vielen Frauen davon überzeugt, dass nur die Versöhnung mit den Müttern und Vor-Müttern in unserer eigenen Familie eine tragende Basis liefern kann für eine Solidarität unter Frauen. Diese brauchen wir dringend, um auch gesamt-gesellschaftlich die Wiederentdeckung, Stärkung und Fortentwicklung nicht-patriarchaler Lebensformen zu fördern.’ …
Für mich ist dieses gut lesbare Buch eine Aufforderung geworden, mich intensiver mit eigenen Vor-Müttern auseinander zu setzen. Ich denke, so wird es allen Frauen gehen, die dieses Buch lesen. Für die Arbeit mit Frauengruppen stelle ich es mir als Anregung zur Auseinandersetzung vor. Es kann den Einstieg in die eigenen Geschichten erleichtern. Wenn eine fremde Biographie als Aufhänger genommen wird, muss es nicht so persönlich werden. Beim Lesen dieses Buches lassen sich eigene Erinnerungen nicht vermeiden. Die vielen Fotos und die schöne Aufmachung des Buches erhöhen den Lesegenuss.”
(Irene Löffler)