Projekt Beschreibung
“Ich bin nicht männerfeindlich”
Donaukurier vom 17.3.2008
Riedenburg (DK) Ein orangefarbenes Buch hat im Riedenburger Kommunalwahlkampf für gewaltigen Wirbel gesorgt. Die CWG las bei ihren Wahlveranstaltungen aus dem Werk von Kirsten Armbruster, der Bürgermeister-Kandidatin der Bürgerliste, vor. Die 51-Jährige übt in “Starke Mütter verändern die Welt” eine scharfe Kritik am Patriarchat.
… Die promovierte Agrar-Ingenieurin erklärte, dass ihr Buch auch durch ihren persönlichen Lebenslauf geprägt sei. Die gebürtige Dortmunderin lebte als Kind acht Jahre in Ägypten. Doch nach dem Sieg Israels im Sechs-Tage-Krieg 1967 habe ihre Familie das Land fast fluchtartig verlassen müssen. Als prägend bezeichnete sie auch die Kriegserlebnisse ihres Vaters. Dieser habe über seine langjährige Gefangenschaft in der damaligen Sowjetunion ebenfalls ein Buch verfasst.
Später habe sie regelmäßig Israel besucht, fuhr Armbruster fort. Dort habe sie auch ihren Mann kennengelernt, mit dem sie seit 19 Jahren verheiratet sei und vier Kinder habe. Durch ihre häufigen Aufenthalte im Brennpunkt der drei monotheistischen Religionen – Christentum, Islam und Judentum – habe sie sich Zeit ihres Lebens intensiv mit diesem Thema befasst.
Armbruster wies den von ihren Gegnern im Wahlkampf geäußerten Vorwurf zurück, sie stehe dem christlichen Glauben feindlich gegenüber. Doch sie räumte ein, dass sich ihr Buch kritisch mit allen Religionen auseinandersetze. Sie habe darin ein utopisches philosophisches Denkmodell entwickelt, das mit der Riedenburger Kommunalpolitik rein gar nichts zu tun habe.
Armbruster wagt in ihrem Buch einen Parforceritt durch 12 000 Jahre menschlicher Geschichte. In der Jungsteinzeit, also rund 10 000 Jahre vor Christi Geburt, sei die männliche Beteiligung am Zeugungsprozess noch unbekannt gewesen. “Das Leben kommt aus der Frau und deshalb war das Göttliche damals weiblich”, so Armbruster. Der im Alten Testament formulierte Glaube, dass die Frau aus einem Mann gemacht worden sei, sei “relativ jung”. Denn die Bücher Mose seien erst etwa 1000 vor Christus verfasst worden.
“Gewaltige Gehirnwäsche”
Seitdem ist die Menschheit nach Armbrusters Überzeugung einer “gewaltigen Gehirnwäsche” unterzogen worden, um die kollektive Erinnerung an das “goldene Zeitalter des Matriarchats” auszulöschen. In dieser Epoche habe es kaum Kriege gegeben. “Man hat bei archäologischen Ausgrabungen keine Waffen gefunden”, so Armbruster. Dagegen wimmle es in jüngeren Gräbern von Schwertern und eingeschlagenen Schädeln.
Nach den von Armbruster zitierten archäologischen Erkenntnissen seien die frühen matriarchalischen Gesellschaften von kriegerischen Völkern aus Zentralasien vernichtet worden. Möglicherweise seien deren Wanderungen durch einen Klimawandel ausgelöst worden. Mit den Eroberungen sei es zu einer Spaltung der Gesellschaft in Herrschende und Unterjochte gekommen. Das Prinzip der Hierarchie und die Abwertung der Natur seien Folgen des Patriarchats. Aber trotz dieser Analyse sei sie keineswegs männerfeindlich, betonte Armbruster.
Es schmerzt sie, dass in patriarchalischen Gesellschaften Krieg und Gewalt als Heldentum verklärt würden. “Ich als Mutter möchte nicht meine Kinder mühsam aufziehen, um sie im Krieg zu verlieren”, sagte sie. Das Patriarchat sei ein “System der Ausbeutung, Unterdrückung und Zerstörung”. An ihrem Haus, so Armbruster, sei folgender Spruch zu lesen: “Für das Vaterland stirbt man – für das Mutterland lebt man.” …
Ihr Auditorium stimmte Armbruster zu: “Sie und Ihr Buch machen mir als Frau Mut”, meinte eine Zuhörerin. (von Harald Rast)