Projekt Beschreibung

Der weibliche Faden

esotera, 11/1996

‚… Die Rundfunkjournalistin Birgitta M. Schulte führt die Leserin entlang einem mehrfach verdrillten Faden durch weibliche Geschichte(n) und in die Geschichte des Weiblichen. Dabei ist ein Buch entstanden, das für jede Frau, die sich bewusst eigenständig an weibliche Quellen anschließen möchte, kompakte Kraftnahrung darstellt.

Im Mittelpunkt stehen drei Frauen, die in der Entdeckung und Erforschung der steinzeitlichen, mutterzentrierten Kulturen herausragende Pionierarbeit geleistet haben – die Münz- und Höhlenforscherin Marie König (1899-1988), die Archäologin Marija Gimbutas (1921-1994) und die Anthropologin Felicitas Goodman (geb. 1914). Alle drei gingen nicht unter feministisch-suchendem Blick an ihre Themen heran, sondern mit wissenschaftlich anerkannten (sprich: vom männlichen Geist geprägten) Fragestellungen. Aber die Ungereimtheiten, auf die sie angesichts er Felszeichnungen und der steinernen weiblichen Idole aus der Frühzeit der Menschheit stießen, ließen sie zu den Überzeugung gelangen, dass ‚am Anfang der Kultur’ das Weibliche eine große Bedeutung gehabt haben muss. Birgitta M. Schulte hat es meisterhaft verstanden, die Lebenswege dieser außergewöhnlichen Frauen aufzuzeichnen und zugleich einen Überblick über deren umfangreiches Werk zu geben. Aber damit nicht genug. In Interviews stellt sie vier Frauen der nachfolgenden Generation vor, die sich als ‚Schülerinnen’ verstehen – Joan Marler, Herausgeberin und Nachlassverwalterin des Werkes von M. Gimbutas, die Tänzerin Gabriele Fischer, der Trancearbeit von F. Goodman eine zusätzliche spirituelle Dimension ihres Tanzes eröffnete, Gabriele Meixner, die grundlegende Impulse für ihre Urgeschichtsforschung von M. König erfuhr, und schließlich die Künstlerin Gabriele Johannsmann, die ihren Forschungsdialog mit den steinzeitlichen Frauenfiguren führt, indem sie sie in Speckstein schneidet. Jede der vier jüngeren Frauen ist ein Beispiel dafür, dass Frauen sich heute wieder ihrer eigenen Geschichte vergewissern können.

Ein Buch, so vielgestaltig und lebendig wie die Göttin, das auch formal durch sein quadratisches Format besticht sowie durch ein sorgfältiges Layout und zahlreiche Abbildungen.”

(Hanna Moog)