Projekt Beschreibung
ABC des guten Lebens
FAMA, Februar 2013
Ähnlich dem ABC in der Sprache benennen die Autorinnen das, was grundlegend Bestandteil des Geflechts guten Lebens ist. Motivation dazu ist die Überzeugung, dass Sprache unsere Sicht auf die Welt und unser Handeln in der Welt beeinflusst. Das kann im Positiven wie im Negativen zum Tragen kommen. Den Autorinnen geht es aber explizit um eine lebensförderliche Gestaltung von Sprache und Welt. Sie verstehen ihre Überlegungen dabei als Beitrag zu einer Neuordnung der Welt – als “Aufräumen im postpatriarchalen Durcheinander” (5) bzw. als kreative Überwindung der immer noch wirksamen, zweigeteilten symbolischen Ordnung.
Doch was macht das gute Leben aus? Es beginnt bei A wie Abhängigkeit, Anfangen, Aufräumen und Autorität, führt beispielsweise über E wie Essen, F wie Freiheit und Fülle, G wie Gabe, Geburt/Geburtlichkeit, Geistesgegenwärtig sein, Genug und Genuss zu S wie Scheisse, Schönheit, Sowohl als auch, Sprache, Staunen und T wie Tätig sein und Tausch bis hin zu W wie Welt, Wirtinschaft, WürdeträgerIn und Z wie Zugehörigkeit. Nichts von Autonomie und Unabhängigkeit, Wohlstand oder Wohlfahrt, sozialer Sicherung und Eigenverantwortung oder (Erwerbs-)Arbeit. Vielmehr wird durch die gewählten Begriffe und deren Erläuterung deutlich, dass wir Menschen und das ganze Leben lang elementar aufeinander angewiesen sind und dass es daher gilt, das dafür notwendige Beziehungsgeflecht zu würdigen und zu pflegen. Denn dies ist die Grundlage, auf der sich Freiheit entfalten und ein gutes Leben für alle Menschen bzw. WürdeträgerInnen “auf dem verletzlichen Planeten Erde” (11) gestaltet werden kann. Das Nachdenken über das gute Leben führt aber auch zu einer Verschiebung der Wertigkeiten, so in Bezug auf die unterschiedlichen Arten von Arbeit, die sich allesamt als eine Form von tätig sein begreifen lassen.
Die Autorinnen legen in diesem Nachschlagewerk keine in Stein gemeisselte neue Lehre vom guten Leben vor, sondern präsentieren hier das Zwischenergebnis ihrer Überlegungen, das sie im Austausch und unter Mitbeteiligung von anderen weiterentwickeln wollen – einerseits auf einer eigens dafür eingerichteten Webseite (http://abc.gutesleben.org), andererseits an einer Tagung im Sommer (siehe bei den Veranstaltungen unter “Denkumenta 2013”). Unabhängig davon bietet der kleine, handliche Band eine Vielzahl von Anregungen, mich damit auseinanderzusetzen, was für mich ein gutes Leben und eine lebensförderliche Gesellschaft ausmacht. (Béatrice Bowald)