Projekt Beschreibung

Gleichberechtigung als Mittel zum Zweck

FAMA, Nov. 2009

“Was wollen die Frauen denn noch, sie sind doch gleichberechtigt? Warum sind sie immer noch nicht zufrieden?” Kennen Sie solche Fragen und haben nicht auf Anhieb die passende Antwort bereit? Dann sollten Sie das neue Buch von Ina Praetorius unbedingt lesen: “In diesem Text möchte ich alle Vergesslichen an die Wünsche und Ziele der Frauenbewegung erinnern, die über Gleichberechtigung hinausreichen. Und allen, die noch nie etwas von feministischen Einsichten und Visionen gehört haben, möchte ich sagen, worum es geht.” (S. 6) Die Autorin verspricht nicht zuviel: Auf knapp 70 Seiten eröffnet sie der LeserInnenschaft die ganze Breite feministischen Strebens. In verständlicher Sprache geht sie die grundlegenden Fragen des Feminismus durch: Was überhaupt bedeutet Gleichberechtigung und wozu ist sie gut? Wie prägt eine geltende Geschlechterordnung die Sicht auf die Welt? Welche Gesellschaftsordnungen wären denkbar und erstrebenswert? Wie sieht das in Bezug auf Lebensformen, Gesundheit, Geschichtsschreibung, Wissenschaften, Ethik, Beziehungen, Wirtschaft und Sinnfindung aus? Ausgehend von der patriarchalen “Zweigeteiltheit der Welt”, die bisher unsere Weltanschauungen und Lebenswelten geprägt hat, zeigt sie in jedem der Bereiche auf, was die Befreiung von der dualistischen Sichtweise bringen könnte, und warum es sich unbedingt lohnt, an den Zielen des Feminismus festzuhalten und sie weiter zu verfolgen. Nicht unerwähnt lassen möchte ich das im Verhältnis zum Buchumfang lange Literaturverzeichnis. Hier lassen sich sehr viele relevante Texte feministischer Denkerinnen finden. Alleine dieser Überblick ist die Anschaffung des Buches wert. Ich finde Ina Praetorius` Buch erfrischend geschrieben, inspirierend, einleuchtend und bestärkend. Ein Buch, das mir gefehlt hat in einer Zeit, in der Feminismus in Frage gestellt, wenn nicht gar tot gesagt wird.

(Simone Rudiger)