Projekt Beschreibung
Mutig und voller Lebenswillen
Klatschmohn, August 2009
In Beziehung leben und sterben
Ich finde es großartig, wenn Safiafrauen, die für immer gegangen sind, uns Zurückbleibenden posthum mitteilen können, warum sie ihr Leben so und nicht anders gestalteten und welchen Weg der Heilung sie wählten und auch einschlugen. Nicht jede hat die Möglichkeit, rechtzeitig und nachhaltig eine Form der Mitteilung an die anderen zu hinterlassen. Für uns Safias, die sich zusammengetan haben, um gemeinsam älter zu werden und von einander zu lernen, ist das Buch von Felicianna und Kaie eine große Bereicherung. Wir lernen viel über das Leben der beiden, darüber, wie sie beide mit Feliciannas Krebs-Krankheit, ihren Ärzt/Innen, Heilpraktiker/Innen und deren Therapievorschlägen umgehen lernten, und dennoch miteinander eine stabile und aufbauende Beziehung pflegten. Felicianna wehrte sich von Anfang an gegen die von Medizinern anempfohlene Brustamputation, ertrug dafür die Ignoranz derer, die anderer Meinung waren, weil sie glaubten, die Therapie der Schulmedizin befürworten zu müssen. Kaie unterstützte die Weigerung der Operation ihrer Lebensgefährtin nach Kräften – obgleich sie manchmal in ihrem Tagebuch durchblicken ließ, dass sie sich nicht immer sicher war, ob die Ablehnung gegen die OP auch die richtige Entscheidung wäre.
“Ich denke: Loslassen ist manchmal besser als festhalten”, lese ich ziemlich am Ende der Aufzeichnungen, als die beiden wieder einmal auf einer Rückreise nach Berlin sind. Und ich als Leserin und Freundin beider Frauen kann Kaie nur von ganzem Herzen zustimmen.
Die Botschaft dieses Buches ist meines Erachtens die, dass wir lernen müssen, dass jede einzelne mit einer Krebserkrankung individuell umgehen sollte, vor allem, dass es keine Rezepte gibt, die wir von anderen übernehmen oder uns einreden lassen sollten.
Es war spannend für mich in den Tagebüchern der beiden Frauen zu lesen, wie sie so offen in ihrer Beziehung miteinander umgehen und auch nicht verschweigen, dass die ständige Gegenwart der Krankheit für eine stabile Beziehung manchmal schon eine starke Belastung darstellt.
Liebe Kaie und liebe Felicianna, ich kann mir gut vorstellen, dass ihr für das Aufschreiben des Tagebuches viel Kraft gebraucht habt. Und wir können Traude Bührmann für die etwa 10-jährige Begleitung sehr dankbar sein, dass das ganze Buch mit ihrer Hilfe so gut gelungen ist.
Übrigens aus dem Nachwort des Buches erfahren wir, dass Felicianna immer von einem Saitan-Buch gesprochen hat, das sie mit Kaie schreiben wollte. Aber bei einem Telefongespräch verstand die 90-jährige Doli stattdessen “Seiltanz”. Das Problem, den Leserinnen erst einmal erklären zu müssen, was Saitan für eine Therapie ist, entfällt damit.
Mir hat besonders die liebevolle Aufmachung des Buches gefallen, die großzügige Schrift, das vierfarbige Umschlagfoto – der Dank geht an den Göttert Verlag –, schön finde ich auch die passenden Haiku zu jedem neuen Kapitel (von Felicianna getextet und von Traude ausgewählt).
Alle, die an dem Gelingen des Buches beteiligt waren, sei herzlich gedankt, und den Frauen, die durch Kauf der fertigen Exemplare auch den Verlag unterstützen, der die Auflage mit etwa 1000 Exemplaren bei der Buchbinderei und der Druckerei vorgelegt hat, sagen wir auch ein herzliches Dankeschön. (Anke Schäfer)