Projekt Beschreibung

Die Sprache unsrer Ursprungs-Mutter MA

LACHESIS-Newsletter, Nov. 2020

Die niederländische Matriarchatsforscherin und studierte Historikerin, Theologin und Symbolforscherin Annine van der Meer eröffnet uns mit dieser ersten deutschsprachigen und weiter überarbeiteten Ausgabe ihre weltweiten Forschungen zur universellen Mutter, die sich in Bildern und Symbolen versteckt. Dieses Werk ist die dritte überarbeitete und aktualisierte Version ihrer 2009 gestarteten Veröffentlichungen zum Thema. Annine van der Meer unterrichtete zudem viele Jahre an der von ihr gegründeten Akademie Pansophia, Schule der Weisheit, Niederlande. Dieses Werk wird auch als Erbe von Marija Gimbutas‘ Forschungen gesehen.

Zunächst einmal: Das Buchfordert Respekt und Raum. Respekt, denn es lässt sich mit seinen fast 4,5 Kilogramm Gewicht keinesfalls nebenbei im Liegen oder sonstigen bequemen Positionen schmökern. Raum, denn es liest sich am besten auf einem ziemlich aufgeräumten Schreibtisch, am besten gar auf einem Lesepult, denn aufgeklappt ist es immerhin einen halben Meter breit. Sobald dies aber geklärt ist, haben wir einen unglaublichen Schatz vor uns liegen: Eine Sammlung von Abbildungen weiblicher Venuskunst des gesamten Erdballs, zusammengetragen und nach verschiedenen Kriterien systematisch vorgestellt, “um ein System weiblicher Symbole von weltumspannender Größe aus vergessenen Geschichtsepochen sichtbar werden zu lassen”. (S. 14, Absatz: Zukunft)
In zwei große Teile gliedert sich dieses überaus beeindruckende Werk: Teil I, Venus-Kunst Mutter-Kunst; Teil II Erinnerung an unsere Muttersprache. Und Annine van der Meer hat ein Vorwort verfasst, welches uns eintauchen lässt in die Diskussionen zu weiblichen Figurinen, Feminismus, Archäologie und wie dies alles miteinander verwoben und verknüpft ist. Und natürlich auch, wie sie sich sehr bewusst für die eine oder andere Wortwahl entschieden hat, und wie dieses Buch zu gebrauchen sei.

Es ist ein Buch, welches nicht einfach zu verschlingen geht, und das ist sehr schön so. Es ist ein Buch, welches zur Muse und zum Nachsinnen einlädt, als Nachschlagewerk dienen kann, philosophische Inspiration bietet und ungeahnte Frauenkraft für die Leser*innen erschließen lässt.
Als Annine van der Meer ihr erstes niederländisches Werk 2009 publizierte, wurde kurz darauf die „Venus vom Hohle Fels“-Figurine entdeckt. Dies bestätigte ihre Theorien und änderte den Buchtitel von „35.000 Jahre Venuskunst“ zu „40.000 Jahre Venuskunst“. 2020 haben, kurz nach dem Erscheinen des vorliegenden Werkes, Forscher*innen entdeckt, dass der älteste menschenartige Schädel, in Marokko in den 60ern des vorigen Jahrhunderts entdeckt, schon 400.000 statt 40.000 Jahre alt ist. Vielleicht finden sich auch diesmal noch weitere oder noch ältere Zusammenhänge!? Nun aber können wir hier erst einmal die 40.000 Jahre dank Aninne van der Meer und der Verlegerin Christel Göttert intensiv miterforschen und -erleben.

Das Buch ist für Künstler*innen, Matriarchats-, Symbol- und Göttinnen-Interessierte sowie Kunsthistoriker*innen und Theolog*innen absolut empfehlenswert, aber auch für jede Lai*in eine spannende Abenteuerreise zu den weiblichen Wurzeln unserer Sprache und Kultur.

(Heike Brunner)