Projekt Beschreibung
Käthe, meine Mutter
Lauterbacher Anzeiger vom 29.5.2002
“Ein Problem stellte sich gleich zu Anfang der Lesung in der Stadtbücherei Lauterbach: Wo auf die Schnelle so viele zusätzliche Stühle herbekommen? …
An diesem Abend wurden die Zuhörer gleich zu Beginn mit einem tragischen Teil aus Marianne Krülls Leben konfrontiert: Nach elf Jahren heftigster Auseinandersetzung und einem aktuellen Streit mit der Mutter stirbt diese ganz plötzlich. Von nun an muss Marianne Krüll damit leben, unversöhnt durch den Tod von einem nahe stehenden Menschen geschieden zu sein … Um Authentizität bemüht macht sich Marianne Krüll Jahrzehnte später auf die Suche nach einem ganzheitlichen Persönlichkeitsbild der Mutter. Spannend gestaltet sich die Suche nach dem eigentlichen Ich der Mutter, dem Marianne Krüll auf verschiedenste Weise näher zu kommen versucht …
Beeindruckt hat die ehemalige Rätin am Seminar für Soziologie der Uni Bonn durch ihre warmherzige Stimme, durch ihre menschliche Sichtweise einer Frau von nebenan. Es ist jedoch zu spüren, dass das ganze fundiert ist durch eine diffizile Wissenschaftlichkeit und ein Wissen um verquickte menschliche und gesellschaftliche Vorgänge. Eine Autorin, die in den Grenzbereichen zwischen Soziologie und Psychologie forscht und als feministische Wissenschaftlerin arbeitet. Eine Frau, die selbst zwei Töchter hat, geschieden ist und der man einfach abnimmt, dass sie weiß, wovon sie spricht. In Lauterbach tauchte sie tief ein in das Leben ihrer Mutter und in ihr eigenes …
Dass vieles angerührt worden war, zeigte sich in der angeregten Diskussion im Anschluss an die Lesung. Sicher hat Marianne Krüll einen wichtigen Impuls für die eigene persönliche Entwicklung gegeben: Lebenssituationen, das ‚Schicksal’ in einer größtmöglichen Ganzheit zu sehen und es anzunehmen. Diesbezüglich hat die Autorin ihren begeisterten Zuhörerinnen in Lauterbach Wege und Möglichkeiten aufgezeigt, der eigenen Identität ein Stück näher zu kommen. Eine Voraussetzung für ein friedliches Miteinander.”
(mp)