Projekt Beschreibung

Die heilenden Kräuterweiber von Santanyí

Mallorca Zeitung, 27.6.2013

Heilpflanzen sind wie gute Freundinnen – sie können Trost spenden und Schmerzen lindern. Unter diesem Motto steht das kürzlich erschienene Buch von Gerda Buchberger und Eva-Maria Rapp “Von Sonnenbraut, Mutterwurz und Weiberkraut”, in dem die beiden Autorinnen Pflanzen vorstellen, die traditionell als Heilmittel für Frauen bekannt sind.

Ein eigenes Kapitel ist Mallorcas Heilkräutern gewidmet. Die beiden Kräuterkundigen wohnen seit acht Jahren in der Nähe von Santanyí. In ihrem Garten wachsen viele Wildkräuter. Die beiden haben aber auch eine besondere Beziehung zu Pflanzen in anderen Inselgegenden. So kennen sie eispielsweise einen Myrtenstrauch an einem Steilhang bei Portopetro und einen Weißdornbusch in der Serra de Tramuntana. Bei jedem Besuch kümmert sich das Paar um das Wohlergehen der Pflanzen. Es entfernt Unkraut, wenn es den Strauch bedroht, stutzt hier und da oder sammelt Weggeworfenes ein.

Vier Jahrzehnte lang suchte Gerda Buchberger (71) in mythologischen, kulturgeschichtlichen und frauenspirituellen Quellen Material über mitteleuropäische und mediterrane Kräuter. Sie und Eva-Maria Rapp (62) … sind Feministinnen der ersten Stunde. So wählten sie die Quellen denn auch nach weiblichen Aspekten aus. Damals forderte die Frauenbewegung in Deutschland dazu auf, das verlorene Wissen der heilkundigen Hexen wieder zu entdecken. Die Kirche und die von Männern dominierte Schulmedizin wären Schuld an dem Verschwinden dieses kostbaren Kulturguts. Die Suche nach dem uralten Frauenwissen galt als Schritt zur feministischer Selbstfindung.

Dieser Idee sind die Autorinnen treu geblieben, sie sehen sich als Nachfolgerinnen der “heilenden Kräuterweiber”. “Pflanzen sind vor allem dann wirksam, wenn wir eine intensive Beziehung zu ihnen pflegen”, sagt Buchberger. Sie beschreibt in ihrem Buch detailliert ihre persönlichen Begegnungen mit Pflanzen.

Neben ihren eigenen Erlebnissen berichtet die Deutsche über Erfahrungen von Teilnehmerinnen ihrer Kräuterkurse, die sie neben ihrer Berufstätigkeit als Psychotherapeutin in Deutschland, der Schweiz und auf Mallorca gab. Immer wieder tauchen hier Elfen, Geister und andere Zaubergestalten auf. Das Erzählte bewegt sich gelegentlich im Esoterischen, kehrt aber immer wieder auf das Terrain des Realen zurück.

Dass aus all diesen Notizen ein Buch entstand, ist Eva-Maria Rapp zu verdanken … (sie) hatte sich ebenfalls ihr ganzes Leben mit Kräutern beschäftigt. Sie ordnete die Texte ihrer Lebensgefährtin – seit vier Jahren sind die beiden verheiratet – und ergänzte diese mit eigenen Sachtexten über die Wirkung der Heilpflanzen. Im Buch ist zu erfahren, wie man Blätter, Blüten oder Wurzeln erntet und so konserviert, dass sie als Tee, Tinktur oder Öl die richtige Heilwirkung entfalten.

Die beiden Autorinnen sind sich jedoch der Grenzen pflanzlicher Heilstoffe bewusst: .”Kräuter können begleiten und lindern wie die gute Freundin”, sagt Buchberger. Aber wenn es wirklich schlimm werde, müsse eben der Arzt weiterhelfen.

Sieben Hexenkräuter für Suppe, Sinat oder Tee

Die Verbindung der sieben Kräuter schmeckt köstlich und entfaltet ihre Heilwirkung sowohl als Suppe, Tee oder– mit wenig Wasser– als Spinat.

Zutaten

5 Teilmengen (TM) Wilder Mangold, 5 TM Brennnessel, 3-5 TM Wilder Spargel, 3-4 TM Borretsch, 3-4 TM Spitzwegerich, 3 TM Löwenzahn, 2 TM grüner Fenchel (500 g Kräuter insgesamt), 1 El Olivenöl, 1 El gekörnte Gemüsebrühe, 1 l Wasser, Salz und Pfeffer.

Zubereitung

Kräuter waschen, klein schneiden und in das heiße Öl geben. Kurz andünsten, mit Wasser ablöschen und mit Gemüsebrühe sowie Salz und Pfeffer würzen. Das ganze zehn bis 15 Minuten auf kleiner Flamme köcheln lassen. Blätter und Spargel schmecken gut in der Suppe, sie können aber auch mit dem Mixer püriert werden. Dieses Grundrezept kann saisonal auch mit anderen Kräutern bestückt und nach Belieben verfeinert werden: Mit gerösteten Pinienkernen, Sahne, Sojasauce, scharfem Paprika oder Curry. Mit Vollkornbrot servieren.

(von Barbara Pohle)