Projekt Beschreibung
Fundiert: 40.000 Jahre Entwicklung des Frauenbildes
Mathilde, Juli/August 2020
„Die weibliche Kunst alter Kulturen spiegelt die Zentralität der Frau in diesen Kulturen, die friedlich und kooperativ waren – und überzeugt von der Heiligkeit des Lebens in allen Formen“, schreibt die Historikerin Dr. Annine van der Meer in ihrem großformatigen und reich bebilderten Buch, das sich mit über 40.000 Jahren weiblicher Symbolik befasst. Mit diesem Werk räumt die Autorin endgültig auf mit der bisher überlieferten Ur- und Frühgeschichte, die demnach ohne Frauen stattgefunden haben soll, und zeigt deren wesentlichen Anteil an Kunst und Kultur. Sie weist nach, dass weltweit eine urzeitliche weibliche Symbolik von erstaunlicher Einheitlichkeit gefunden wurde – ob im Nahen Osten, in Japan, Indien, Amerika oder von Westeuropa bis Sibirien. Annine van der Meer macht die gängige Patriarchalisierung und Verdrehung
dieses weiblichen Symbolsystems sichtbar und stellt auch eindeutig klar: Die Idole zeigen weder steinzeitliche Pin-ups noch geht es nur um Fruchtbarkeit, wie von renommierten WissenschaftlerInnen lange behauptet wurde.
Steinzeitliche weibliche Skulpturen oder Felszeichnungen sind Darstellungen der Urmutter. Geordnet hat die Autorin die vielen archäologischen Funde nicht nur zeitlich und geographisch, sondern auch nach Themen. Sie erläutert Bezüge zu Tieren, Pflanzen, Orten und Symbolen und erklärt die Bedeutung von Körperhaltungen, Körperteilen, Gewändern, Frisuren, Accessoires. Und sie bettet ihre Forschung in aktuelle Bezüge ein. Es ist ihr beispielsweise gelungen, die verleugnete, aus dem Text des Alten Testaments eliminierte Symbolik des Weiblich-Göttlichen zu rekonstruieren und mit dem Narrativ von Maria zu verknüpfen. Dieses umfangreiche Buch ist eine direkte Fortsetzung der Arbeit der Archäologin und Anthropologin Marija Gimbutas und ein fundiertes Nachschlagewerk zur Menschheitsgeschichte, das die grundlegende Bedeutung des Weiblichen aufzeigt.
(B.O.)