Projekt Beschreibung

Schicksalhafte Wendungen

Rhein Main Presse vom 22.02.2007

“Keine biographische Vollständigkeit, sondern der Blick auf einzelne wichtige Ereignisse und Einschnitte im Leben von 21 Frauen prägt die kurzen Texte eines Sammelbandes von Brigitte Warkus. In ‚Von Christiane Goethe bis Audrey Hepburn’ zeichnet sie teils unvergleichliche Karrieren von Hollywood-Stars und Bestseller-Autorinnen, deutschsprachigen Film- und Bühnenstars sowie Frauen berühmter Männer nach. Enthalten sind alle Texte, die sie über Jahre für den Kalender ‚Berühmte Frauen’ schrieb.

Der 2005 verstorbenen Buchhändlerin Brigitte Warkus, deren Interessensschwerpunkte Filmgeschichte und Sozialgeschichte der Frau waren, setzen die beiden herausgeberinnen, Luise F. Pusch und Sibylle Duda, mit der im Christel Göttert Verlag erschienenen Publikation ein Denkmal. Denn in der einleitenden Passage wie auch im Nachwort, das Abschiedsworte aus der Trauerfeier enthält, werfen Erinnerungen der Herausgeberinnen und anderer Freundinnen ein persönliches Licht auf die Autorin …

Als ‚durchkomponierte literarische Kleinode’ bewertet Luise F. Pusch die Portraits und betont, die von Warkus geschaffenen Kurzbiografien seien weit mehr als Gebrauchstexte. Die Schwierigkeit des begrenzten Umfanges machte Warkus sich zunutze, indem sie das Leben der Frauen nicht in einer linearen Chronologie verfolgte, sondern lediglich schlaglichtartige Einblicke gewährte, die noch nicht einmal bis zum Lebensende der Portraitierten reichen mussten. Für ihren leicht lesbaren Stil bediente sich Warkus häufig eines Leitmotives, etwa der Korkenzieherlocken bei Mary Pickford, oder sie arbeitete mit der Technik der Klammer.

Integrierte Zitate der berühmten Frauen selbst verleihen den Texten eine gewisse Lebendigkeit und Authentizität. ‚Ich kann nicht aufhören, zu töten’, sagte etwa die Kriminalschriftstellerin Agatha Christie, die mit 82 Jahren ihren letzten Mordfall auf Papier bannte. Die sich in Glanz und Glamour hüllende Gloria Swanson, die amerikanische Schauspielerin Bette Davis, deren große Zeit die 40er Jahre waren, Schriftstellerin Hedwig Courths-Maler, ‚die erfolgreichste Meisterin des rosaroten Happy Ends’, und die österreichische Sängerin und Schauspielerin Fritzi Massary, die in den 20er Jahren zur gefeierten und höchstbezahlten Operettenkönigin aufstieg – ihnen allen widmete sich Brigitte Warkus auf ihre ganz eigene Art.

Die Lektüre der 125 Seiten gewährt einen angenehmen Schnelldurchlauf durch das Leben all dieser Frauen, bei denen häufig höchster Ruhm mit verblassender Beliebtheit kontrastierte. Gerade diesen schicksalhaften Wendungen schenkte Warkus ihre Aufmerksamkeit. Zeichnungen von Christine Traiser komplettieren den Band der literarischen Portraits und verleihen ihm einen eigenen Charme.”

(Nina Finkernagel)