Projekt Beschreibung

Gauklerin der Literatur

Rüsselsheimer Echo vom 17./18.4.2003

“Frauen und Männer lachen über unterschiedliche Dinge. Das ist das theoretische Fundament des gerade … erschienenen Buches ‚Gauklerin der Literatur – Elizabeth von Arnim und der weibliche Humor’. Damit passt es wunderbar zum feministischen Leitgedanken der Geschlechterdifferenz. die der Rüsselsheimer Frauenbuchverlag in all seinen Veröffentlichungen vertritt.

Das neue Werk der Autorin Marianne Flassbeck, 50, das zugleich ihre literaturwissenschaftliche Dissertation ist, ist ein weiterer Meilenstein für die Verbreitung dieser Frauenphilosophie und ihrer wissenschaftlichen Anwendung.

Marianne Flassbeck erweist der Frauenliteratur einen doppelten Dienst. Zum einen rückt sie mit dem allerersten literaturwissenschaftlichen Opus über Elizabeth von Arnim die sehr erfolgreiche englische Schriftstellerin (1866-1941) in den Mittelpunkt des Fachinteresses. Zum anderen ist das Buch ein wichtiger Beitrag zur Erforschung weiblichen Humors, der bislang weder Gegenstand der Literaturwissenschaft noch verschiedener moderner Lachstudien ist.

Obwohl Elizabeth von Arnim zu Lebzeiten eine von der Literaturkritik vielbeachtete Autorin war und ihre über 20 Prosatexte auch heute in immer neuen Übersetzungen auf den Markt kommen, wurde sie von der Wissenschaft bislang nur am Rande erwähnt. Flassbeck führt dies unter anderem auf das fundamentale Missverständnis zurück, dem auf schwere Kost schielenden Wissenschaftler durch den leichtfüßigen und heiteren Plauderton aufgesessen seien.

Die frechen Wortspielereien, Doppeldeutigkeiten, Übertreibungen und Provokationen, die von der Groteske bis zur schwarzen Ironie reichen, haben in allen Romanen der Elizabeth von Arnim die männliche Ordnung im Visier, die kulturbedingten Herrschaftsverhältnisse und vor allem assymetrische Geschlechterbeziehungen.

Indem die Schriftstellerin von Arnim sie leise schmunzelnd dem hintergründigen Verstehen ihrer zahlreichen Leserinnen übergibt, schafft sie Vorstellungen von einer neuen Welt. Einmal im Lachen erkannt, gibt es von diesem anderen weiblichen Sinn kein Zurück mehr, so eine der Hauptthesen. Das sei das Revolutionäre am weiblichen Humor. Die Analyse erfolgt stringent und nachprüfbar. Alle englischen Zitate aus Literatur und Wissenschaft wurden von der Autorin eigens … ins Deutsche übersetzt.”

(mar)