Projekt Beschreibung

Erzähl mir Labyrinth

Schlangenbrut, März 2012

Was dieses Buch von anderen Labyrinthbüchern unterscheidet, spiegelt sich bereits im Titel wider: “Frauenkultur im öffentlichen Raum”. Frauen waren es, die in Zürich vor 20 Jahren das Labyrinth als Kultur- und Orientierungsmuster wiedergeschenkt haben. Nun nach 20 Jahren Praxis auf freier Labyrinthbahn haben die Autorinnen ihre Erfahrungen aufgeschrieben und uns das Labyrinth ein zweites Mal geschenkt.
Was mich dieses Buch wieder und wieder zur Hand nehmen lässt, ist seine Offenheit, die sich in seinem Aufbau widerspiegelt: Indem die Autorinnen die Fülle ihrer Erlebnisse und Erfahrungen in die Labyrinthstruktur gebettet haben, lassen sie die Lesenden die “kommunikative Schönheit” des Symbols Wort für Satz für Kapitel erfahren: Das Buch als Labyrinth – das Labyrinth als Buch. Die zwanzigjährige Geschichte des Züricher Labyrinths wird in Geschichten erzählt. Manchmal scheinbar belanglosen Begebenheiten erhalten ihre Bedeutung dadurch, dass sie erst im Labyrinth Raum bekommen. Es sind der weibliche Blick und die Struktur des Labyrinthes, die die Geschichten weiblichen Seins auf eine neue Art und als unverzichtbar ins Denken geben. Das Denkbare in das Metaphorische des Gartens gekleidet, verweist auf das Wandelbare der Welt. Hier wird der Weg als Prozess favorisiert. Labyrinthische Prozesse sind sowohl langwegig als auch lustvoll. Es ist eine Herausforderung an den Umgang mit Sprache, das “sowohl als auch” in diesem Medium erfahrbar zu machen. Sprachwendig und eigensinnig erweitern die Autorinnen die Räume des Alltäglichen. Mit “Labyrinthe zeichnen und bauen” gibt es eine detaillierte Anleitung, sich ein Labyrinth ins eigene Leben zu holen. Dem ersten Schritt hinein, dem letzten Schritt hinaus und jedem der sieben Umgänge ist ein Thema gewidmet. Ja, auch auf dem Weg hinaus, denn auf dem Weg durchs Labyrinth ändern sich Sichtweisen, Standpunkte und Blickwinkel. Der Mitte als ein Ort des Innehaltens, der Umkehr, ist eine Leerseite gewidmet. Als Bezugspunkt immer wieder die tanzende Frau, um die sich der Weg windet. Das Wort, das Rosmarie Schmid auf dem Rückweg ihrem Thema “UrSprünge und BeWegGründe” zuordnet, klingt mir noch immer im Ohr: Vademecum – geh mit mir: einer von vielen BeWegGründen, das Buch zu lesen.

(Bettina Melzer)