Projekt Beschreibung

Sie war umhüllt vom Duft wilder Nelken

Virginia, Herbst 2002

“Annäherung an eine Göttin. Angela Monika Auerbach beschreibt in ihrem sehr persönlichen Buch mehrere Reisen in die Pyrenäen. Im Zentrum steht eine ‚FrauenStatue’, eine ‚SchlangenFrau’, die sie im Museum entdeckt. Sie forscht nach dem Ursprung und der Bedeutung dieser Figur, aus deren Vulva sich eine Schlange zur linken Brust windet. Dabei verwebt sie kunstvoll ihre Forschungen in Quellen vor Ort und in der Literatur mit der Landschaft, Geschichte und Kultur der Pyrenäen. Sie bezieht andere Göttinnendarstellungen aus anderen Zeiten, wie der Antike oder der Romanik, mit ein. So erhält ihr Pyrenäenbuch große Fülle und Mehrdimensionalität. Die Leserin erfährt viel über die Schönheit der Bauwerke, aber auch über die Natur und insbesondere die Pflanzenwelt der Gegend um Luchon. Neben diesem Aspekt eines Reisetagebuchs und , indirekt, -führers gibt es auch den der eigenen Biografie rund um die Reisen. Gestaltendes Element des gesamten Buches ist die Assoziation. So wird ganz selbstverständlich und mit angemessenem Ton die lange Geschichte der Pyrenäen aufgerollt, von der Steinzeit über die Antike zum Dritten Reich und zur heutigen Zeit. Griechische, römische, iberische Einflüsse werden bei der Identifizierung der geheimnisvollen SchlangenFrau herangezogen. So wie Angela Monika Auerbach sich ihr real immer wieder nähert, kommt sie auch schreibend immer wieder auf sie zurück und hält damit den Spannungsbogen aufrecht. Auerbach geht unter anderem der Schlangensymbolik nach und bezieht sich auf bekannte (Schöpfungs-)Mythen ebenso wie auf lokale Legenden und die weltweite GöttinnenForschung bekannter AutorInnen. Die verwendeten und zitierten Quellen sind allein schon eine Fundgrube zum Weiterdenken und -lesen. Durch die assoziative Struktur sind neben ernsten Warnungen vor der drohenden Naturzerstörung durch Verkehr und Tourismus auch lyrische Passagen möglich, die eine sehr subjektive Annäherung an die Göttin und die Natur bedeuten. Gespräche und Literatur werden zum Teil in zwei Sprachen zitiert, was das Engagement der Autorin untermauert und wodurch zusätzlich Lebendigkeit entsteht. Auch sprachlich schlägt sich die Annäherung an das Romanische in der Binnengroßschreibung nieder. Nicht zuletzt die zahlreichen Abbildungen und Illustrationen machen das Buch zu einer sehr anregenden Lektüre.”

(Helga Leirich)