Projekt Beschreibung
Was Philosophinnen über die Göttin denken
WeiberDiwan, Frühling/Sommer 2008
“Was ist eine Göttin und brauchen wir die überhaupt? Dieser Frage gehen drei Philosophinnen nach und kommen zu recht unterschiedlichen Befunden. Und jede Antwort scheint plausibel, nachvollziehbar, lebbar und schwierig zugleich. Die bekannte Matriarchatsforscherin Heide Göttner-Abendroth zeigt anhand von Beispielen vergangener wie auch aktueller indigener, matriarchaler Gesellschaften, wie wichtig göttliche Frauen hier sind – nur werden sie nicht so genannt. Sie heißen stattdessen ‚Mutter Erde’ oder ‚Frau Holle’. Das Wort Göttin kennt das Matriarchat nicht. Nichts desto trotz sei die Verwendung des Begriffes ‚Göttin’ in westlichen patriarchalen Gesellschaften wichtig – ja ein politisches Statement. Tausende ‚Hexen’ wurden gefoltert und getötet, weil sie einer Göttin huldigten. Und noch heute würden Wissenschaftlerinnen ins esoterische Eck abgeschoben, sobald sie von Göttinnen sprechen – weshalb sie es selten tun.
Marit Rullmann hingegen befindet: ‚Göttinnen haben Hochkonjunktur.’ Einer der vielen kleinen Widersprüche zwischen den drei Autorinnen, die das Buch so spannend machen. Rullmann geht zunächst auf archäologische Entdeckungsreise. Demnach gab es in allen Kulturen große Göttinnen, die in patriarchalen Strukturen allzu oft tief vergraben wurden. Danach stellt sie zwei Philosophinnen und ihre Theorien zur Wiederkehr der Göttinnen vor: jene von Gerda Weiler sowie von Luce Irigaray. Beide waren auf der Suche nach einer Idee einer weiblichen Gottheit, nach einer von Göttinnen geprägten Spiritualität vorchristlicher Kulturen.
Den Begriff der Göttin lehnt die Dritte im Bunde, Annegret Stopczyk, gänzlich ab. Es sei ein patriarchales Wort, lediglich abgeleitet von ‚Gott’. ‚Wir sprechen weiterhin in patriarchaler Grammatik, meinen es aber irgendwie anders.’ Stattdessen philosophiert Stopczyk über eine eigene weibliche Spiritualität, entwickelt ihre Leibphilosophie. Das beschriebene ‚Sophiaerleben’, ein Spürzustand oder ‚Leibsinn’, ist höchst aufregend und macht Lust darauf, es selbst auszuprobieren. Nach dem Motto: Suche die Göttin in dir. ‚Ich helfe mir selbst … jedes Vertrauen, was ich einer geglaubten Gottheit geben würde, würde mein Selbstvertrauen irgendwie verletzen.’
Drei recht unterschiedliche Philosophien zur Göttin also, die sich jedoch an nicht wenigen Punkten kreuzen. Der vierte Beitrag im Buch ist der abgedruckte E-Mail-Austausch zwischen den drei Philosophinnen. Da werden einige Gedanken näher erklärt und weitergesponnen …”
(Gabi Horak)