Projekt Beschreibung
Die Frau ist Mit-Schöpferin
www.hebamme-martina-eirich.de, 3.5.2007
Welche Motivation hat eine feministische Theologin, ein Buch über die Theologie der Geburt zu schreiben und dabei so praxisnah an Frauen und Hebammen zu sein? Vielleicht durch das Dabei-Sein bei einer Hausgeburt? Die Autorin beschreibt es folgendermaßen: “…Ich war so benommen, ein Rauschgefühl im Kopf. Ich dachte immer nur: Wie einfach, wie einfach, wie natürlich, wie elementar, alles so selbstverständlich! Welch Schönheit sah ich, welch Würde, wie das Kind so sicher und bestimmt in die Familie und ins Leben glitt! Kein Arzt, eine erfahrene Hebamme, ein großes Vertrauen zwischen allen. Dass es so etwas gibt! Kann ich die starke Reaktion meines Körpers verstehen als ein Ergriffensein vom Heiligen”?
Keine fremden Worte für uns Hebammen, ganz im Gegenteil, doch schön, wenn sich eine Theologin dem Sujet Geburt auf diese Weise nähert. Hanna Strack beleuchtet in ihrem umfassenden Werk zunächst die Geschichte des Hebammenberufs von der Priesterin zur frei praktizierenden Hebamme, wie auch die theologische Bedeutung des Hebammenberufs in der Geschichte und resümiert: “Die Tradition der katholischen Frauen … mit ihren Sympathiezaubern und Schutzritualen wurde … als “Aberglaube” abgelehnt. Diese von Frauen praktizierte Theologie ist heute der medikalisierten Geburt und deren Schutztechniken wie Ultraschall gewichen” und “weil die medikalisierte Geburt so teuer ist … müssen Ärzte und Krankenhäuser die Öffentlichkeit und die Krankenkassen davon überzeugen, dass ihr Weg der einzig sichere sei. Die erste Verteidigungslinie gegen die geplante außerklinische Geburt ist, sie als unsicher abzustempeln”. Hebammen würden heute in ihrer verantwortungsvollen Tätigkeit alleine gelassen und der theologische Aspekt ihrer Arbeit gerate zunehmend aus dem Blickwinkel. Strack schließt Interviews mit Hebammen an, deren Erfahrung sie in den Mittelpunkt der Entwicklung ihrer Theologie der Geburt stellt. Die Theologin ruft dazu auf, Frauen adäquat zu begleiten und damit Frauen das Gebären als Schöpfungsakt erfahren lassen zu können. Sie vermeidet nicht, Kritik an der Kirche zu üben, die Frauen und Hebammen alleine und damit viel Potential brach liegen lässt: “Was bis jetzt fehlt, ist ein Dialog über die spirituelle Bedeutung des Gebärens, den alle bei der Geburt Beteiligten … zusammen mit PhilosophInnen und TheologInnen führen müssen”. So könne die Kirche mit ihrer langen Tradition des Heilens Eltern im Irrgarten von High-Tech-Medizin begleiten. In der Taufliturgie sollte das Geburtsgeschehen, die Kraft der Frau und das Wunder des neuen Lebens berücksichtigt werden. Nicht die Stunde der Not, sondern die Stunde der Kraft der Frau und die Würdigung der Frau als Mitschöpferin, als Mitwirkerin Gottes muss laut Strack in die Texte einfließen.
Im Anhang finden sich zwei Segensliturgien für eine Schwangere und eine Hebamme und meditative Texte, die die Theologin als Anregung für die Begleitung von Schwangeren, Gebärenden, Wöchnerinnen und ihren Familien in den Kirchengemeinden mit auf den Weg geben möchte, damit die Kirche mit neuen Texten und Ritualen zu einer frauenwürdigen Geburtskultur und damit menschenwürdigeren Gesellschaft beitragen möchte.
Hanna Stracks Buch hat mich sehr inspiriert und ich habe es christlich gesinnten Frauen und Theologinnen empfohlen, die es als Anregung und Wegweisung ebenfalls begeistert aufgenommen haben.
(Martina Eirich)