„Das Matriarchale auch im Innen suchend“ mit Yelfia vom Matriarchat der Minangkabau (Protagonistin der Filme „Mutterland“ und „Geborgen im Mutterland“)
Workshop mit Film, Vortrag und Körperlichem von Uschi Madeisky und Dagmar Margotsdotter während der Göttinnen-Konferenz 2024 im Tagungszentrum Blaubeuren, Raum Blautopf.
“Wir, Uscha Madeisky und Dagmar Lilly Margotsdotter, sind seit vielen Jahren zu Gast in verschiedenen matriarchalen Gesellschaften der Welt und Gastgeberin, wenn diese zu uns kommen. Davon möchten wir euch frohe Kunde bringen: Wir kennen Orte, von denen aus niemand in den Krieg zieht.
Die Menschen, die dort leben, sind einander sehr zugetan; wenn Konflikte aufkommen, werden diese gelöst, indem sie einander zuhören. Und weil sie aufeinander achten, wissen sie, was den anderen gut tut. Wir nennen diese Orte „Mutterländer“, weil hier die Mütter und Kinder im Mittelpunkt stehen. Doch nicht nur das: Alle Menschen empfinden sich als unter dem Schutz der Großen Mutter stehend, der Mutter allen Seins.
So, wie wir es bei uns nur noch aus unseren Märchen und Mythen kennen, wird die Große Mutter mit Leben und Tod, mit Haus und Nahrung, Wachstum und Vergehen gleichgesetzt: Frau Holle schüttelt die Betten und macht gleichzeitig damit das Wetter. Die Hexe bei Hänsel und Gretel lebt in einem Leb(!)kuchenhaus und ist gleichzeitig die Tödin. Baba Jaga reist auf einem Butterfass durch die Lüfte und schickt Verstorbene zurück ins Leben. Hausarbeiten, wie Fegen (Fegefeuer), Kehren (Rückkehr, Heimkehr), Kochen (der Kessel der Kerridwen) und Spinnen (der Schicksalsfäden) werden in matriarchalen Gesellschaften mit muttergöttlichen Tätigkeiten in Verbindung gebracht, ja gleichgesetzt: Das Haus IST die Große Mutter und die menschliche (Groß-)Mutter verkörpert SIE, die Eine.
Wie wird das erlebt: die Frau als IHRE Stellvertreterin auf Erden? Was bedeutet diese Hochverehrung im Selbstbild der Mütter und Töchter? Wie ordnet sich der Mann als Bruder, Sohn, Geliebter, Oheim, Angeheirateter dazu?
Besonders bei den Minangkabau können wir miterleben, wie Frauen sich fühlen, wenn sie als Glanz des ganzen Ortes betrachtet werden, allwaltend in ihrer Würde – eine gütige und selbstbewusste Vertreterin des weiblich Göttlichen. Und wie gern die männlichen Mitmenschen ihr bei ihren Leben und Trost spendenden Aufgaben behilflich sind.”