Projekt Beschreibung

Wo wilde Weiber wohnen

Mathilde, Nov./Dez. 2010

Titelgeberinnen des Buches “Wo wilde Weiber wohnen” sind die wilden Frauen, die einst an zahlreichen Orten in Felshöhlen im Odenwald gehaust haben sollen und Thema von vielen Mythen sind. Aber auch spätere Odenwälderinnen müssen stark und wild genug gewesen sein, um im neunzehnten Jahrhundert als Bäuerin und Mutter von meist zahlreichen Kindern ohne technische Hilfsmittel ihren Alltag zu bestehen. Ganz zu schweigen von den Lebkuchenbäckerinnen, den Handels- und Marktfrauen, die zu Fuß von Dorf zu Dorf weite Strecken zurücklegten, um mit geflochtenen Körben auf dem Rücken oder in Handkarren ihre Waren zu transportieren und zum Verkauf anzubieten. Auch die Hebamme versah ihren wichtigen Dienst über große Entfernungen zunächst zu Fuß, dann mit dem Fahrrad und erst spät auf dem “Damenmotorrad”. Es war ein Segen für die Bevölkerung, als 1887 die Odenwaldbahn, das “Lieschen” (genannt nach der Frau des ersten Stationsvorstehers), ihren Dienst aufnahm.

Dieses Buch ist aus einer Frauengeschichtswerkstatt hervorgegangen. Es bezieht seine Lebendigkeit aus der Forschungsarbeit von Frauen, die mit Interviews, Episoden, Gedichten und szenischen Dialogen vielen Odenwälder Frauen eine Stimme gegeben haben. An die älteste Odenwälderin, eine Keltin, erinnert eine fiktive Geschichte. Frauen mit öffentlichem Engagement, wie Katharina Roth oder Helene Göttmann, fehlen ebenso wenig wie die Ballonfahrerin Käte Paulus oder die Dichterin Helmina von Chézy. Auch Themen wie Beginen im Odenwald oder Hexenverfolgung wurden einbezogen.

Die adeligen Odenwälderinnen sind ein weiteres Thema, das die Frauengeschichtswerkstatt kreativ bearbeitet hat. Es sind eindrucksvolle Frauen, die das Wort “Adel verpflichtet” ernst genommen haben.

Aus der Sicht von Frauen erforschte Geschichte ist in der Odenwälder Geschichtsschreibung unterrepräsentiert und somit füllt dieses Buch eine Lücke, die zusätzlich noch mit zahlreichen Bildern ausgefüllt wird. Barbara Linnenbrügger stellt die von ihr gegründete Frauengeschichtswerkstatt am Schluss des Buches vor. Sie hat sie durch Ausstellungen und andere Veranstaltungen zusätzlich mit Leben erfüllt.

(B.O.)