Von uns selbst ausgehend zu denken und sich in der Alltagssprache mit anderen über Gefühle, Erfahrungen und Träume auszutauschen, lässt Wahrheiten entdecken. Dazu werden wir bisher in Schule und Hochschule kaum ermutigt, weshalb Philosophie vielen als etwas Lebensfernes erscheint, etwas, das sie sowieso nicht verstehen.

Mündliches Philosophieren spielt jedoch eine wichtige Rolle in politischen Umwälzungsprozessen, besonders auch in der Frauenbewegung seit den 70er-Jahren. Das Bedürfnis, gemeinsam nachzudenken, entsteht immer wieder neu, wenn das Begehren wächst, sich dem dominierenden Symbolischen zu entziehen, und wenn beim Denken und politischen Handeln nach Orientierung gesucht wird.

Mit anderen zu diskutieren und in gegenseitiger Anwesenheit – in Präsenz – zu denken, erfordert eine andere Praxis, als etwas zu schreiben. Chiara Zamboni geht auf die dabei verwendeten rhetorischen Formen und Argumentationsweisen ein, die sich zu einem kunstvollen Improvisationsprozess verdichten. Was Präsenz ist und wie sie wirkt, erfahren wir im zweiten Teil des Buches, wozu auch Theaterschaffende und Architektinnen befragt wurden.