Projekt Beschreibung

Grüner Himmel über schwarzen Tulpen

amazon, 9.5.2011

Was mich an diesem Buch fasziniert, ist, dass es nicht über die Oberfläche gleitet, sondern sehr in die Tiefe geht, dort wo ungesagte Worte sich verbergen. Barbara Naziri führt uns in eine Welt, die wenigen in Europa einen Einblick gestattet und über die kaum jemand berichtet, sei es aus Nichtwissen oder aus Gleichgültigkeit heraus. Das Leben hinter dem Schleier, wo Menschen – besonders Frauen – unterdrückt werden, sich den Tugendwächtern zu stellen, und vor dem Gesetz nur eine halbe Stimme haben, wo Steinigungen und Peitschenhiebe zur Gesetzgebung der Scharia gehören. Wen wundert es da nicht, dass sich die Menschen trotz alledem eine gewisse Heiterkeit und Abgeklärtheit bewahrt haben? Hier setzt Naziri an und hebt für uns den Schleier.

Entstanden ist ein Buch, das wie ein Wechselbad der Gefühle auf mich wirkt und in dem auch ich mich wiedererkenne. Barbara Naziris Abenteuer halten mich ebenso in Atem wie ihre schönen Impressionen, mitunter durch ein Gedicht gekrönt. Auf den nächsten Seiten lache ich plötzlich laut auf über eine humorvolle Wendung, während mich wenig später berührende Ereignisse zum Weinen bringen. Ein schönes Potpourri aus dem iranischen Alltag.

Barbara Naziri ist es aus meiner Sicht gut gelungen, den Lesern die Menschen Irans näherzubringen. Es ist die iranische Seele, beflügelt von einer gewissen Heiterkeit und dem Mut zum Leben, nämlich nicht aufzugeben und sich den Gegebenheiten täglich neu zu stellen. Nur so können die Menschen das überstehen. Das kann ich gern bestätigen, denn es ist auch meine eigene Mentalität. Dieses Buch macht sowohl Iranern im Exil Mut als auch eine bessere Verständigung möglich.

Ich fühle mich hier manchmal “bodenlos”, so in einer Art Schwebezustand. Es ist das Gefühl, nicht so ganz dazuzugehören und doch nicht zu wissen wohin. Wie Barbara Naziri es sehr treffend beschreibt, teile auch ich mich in zwei Welten. In diesem Buch “Grüner Himmel über schwarzen Tulpen” habe ich mich wiedererkannt – und mich verstanden gefühlt. Danke dafür.

(Donya)