In ihrem neuesten Vortrag veranschaulicht Luce Irigaray die durch unsere abendländische Tradition beschränkte Konzeption des Sehens wie des Verstehens. Die Unterschiede beim Betrachten eines hergestellten Gegenstandes – zum Beispiel eines Tisches -, und beim Betrachten eines lebenden Baumes oder eines kleinen Kindes, eines Jugendlichen lassen sie danach fragen, was ein menschliches Lebewesen charakterisiert. Ihre Antworten überschreiten die Grenzen der uns auferlegten Kultur. Wo unsere sprachlichen Kodierungen die lebendige Welt erstarren lassen und den Blick einengen, kann die Kultivierung der freien Energie eines/einer jeden uns für das Werden öffnen. Die funktionalisierte Welt der fabrizierten Objekte verliert ihre Macht, wenn die relationalen Beziehungen der Frau zur Welt wertvoll sind.

„Die Art zu schauen wird kontemplativer werden, gleichfalls passiv und aktiv, imstande, einen immer neuen anderen und eine immer neue Welt zu entdecken. Was zu sehen ist, ist niemals bereits definiert, und unsere Augen können so offen bleiben für eine Unendlichkeit von Ansichten, von Anblicken.“

2019-12-19T12:44:19+01:00

Deutsches Yoga-Forum 2/2001

“... Der Atem, sinnliche Wahrnehmung, Natur- und Leiberfahrung, die Kultivierung des Atems durch meditative Techniken sind für die Autorin Wege, die nicht nur das Individuum, sondern auch die Gesellschaft, ja die Beziehungen zwischen den Geschlechtern zu spiritualisieren, zu ‚divinisieren’ (= vergöttlichen)”